Am 1. und 2. Februar führt die 11. Klasse der Rudolf-Steiner-Schule Remscheid das Theaterstück “Die Welle“ im Saal der Schule auf. Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.
Bitte beachten Sie, dass das Stück erst für SchülerInnen ab 14 Jahren geeignet ist.
Flyer zum Theaterstück (PDF-Datei)
„Die Welle“ zurück in Remscheid!
Es gibt schon mehrere Stücke, die wir in zweites Mal an unserer Schule spielen: „Einer flog über das Kuckucksnest“, „Hair“, „Ein Sommernachtstraum“ und nun „Die Welle“. Da die Schülerinnen und Schüler bei der Stückauswahl das letzte Wort haben, dürfte das ein Indiz dafür sein, dass diese Bühnenwerke „etwas haben“, was die Klassen unserer Schule besonders berührt. In der „Welle“ wird ein Ereignis auf die Bühne gebracht, das sich vor über 50 Jahren in den USA ereignete: In der Cubberley High School (Palo Alto, California) sieht sich der Geschichtslehrer Ron Jones im Jahr 1967 beim Thema Holocaust mit den Fragen seiner Schülerinnen und Schüler konfrontiert: Wie konnten Menschen zu so etwas fähig sein? Wie konnten die anderen Deutschen tatenlos zusehen? Ihm wird deutlich, dass er seine Klasse mit einer theoretischen Antwort nicht zufrieden stellen kann – und beginnt ein gewagtes Experiment. Ein Experiment, das bald den Rahmen des Unterrichts verlassen und außer Kontrolle gerät. In Jones‘ eigenen Worten: „Initially I just wanted to show my students how powerful the pressure to belong can be, but the exercise got out of control. A momentum began to build that I couldn’t slow, or even deter. I became frightened by the day-to-day happenings in class, and was forced to call it off.“
Erst 1972 publiziert Ron Jones seine Erfahrungen in Form einer Kurzgeschichte unter dem Titel „Take as directed“ in der alternativ orientierten „Whole Earth Review“. Die amerikanische Öffentlichkeit reagiert schockiert: Wie kann sich eine solche Holocaust-Mentalität innerhalb weniger Tage in einer typisch amerikanischen Stadt entfalten, die noch dazu Sitz der renommierten Stanford University ist? 1981 verfilmt der amerikanische Filmemacher Norman Lear Jones’ Geschichte für das Fernsehen. Im gleichen Jahr veröffentlicht der Kinderbuchautor Tod Stresser unter dem Pseudonym Morton Rhue seinen Roman, der im Wesentlichen auf der Fernsehbearbeitung des Stoffes beruht. Durch dieses Buch, bislang fast drei Millionenmal verkauft, wird das Experiment von Ron Jones in Europa bekannt – auch in Deutschland, dessen Vergangenheit es zum Gegenstand hatte. Bei uns trug nicht wenig die Verfilmung des Stoffes durch Dennis Gansel aus dem Jahr 2008 zu seiner Bekanntheit bei, die allerdings nur sehr entfernt an den Roman anknüpft.
Als wir ein Jahr später das Stück mit der 11. Klasse spielen wollten, versuchten wir uns zunächst an der Bühnenfassung von Reinhold Tritt, waren mit ihr aber sehr unzufrieden: Zu wenig Rollen, zu wenig differenziert die Darstellung der Problematik, zu platt der Humor. Damals schrieb ich eine eigene Bühnenfassung, die sehr eng an den Roman von Morton Rhue angelehnt war. Mein erster Versuch eines Theaterstückes! Die Schülerinnen und Schüler der Klasse waren begeistert – und wohl auch das Publikum. Seitdem ist meine Bühnenfassung über hundert Mal von Waldorfklassen, Gymnasialkursen und Theater-AGs in ganz Deutschland aufgeführt worden. Und umso freue ich mich, dass sich auch die jetzige 11. Klasse dafür entschieden hat. Freuen Sie sich mit mir auf die Aufführungen am 1. und 2. Februar 2019 um 20:00 Uhr!
Axel Ziemke